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Keiko Osame 2022 | Alles anders oder doch nicht?

Samstag, 31.12.2022 und ich drücke mich seit zwei Wochen davor, einen Artikel zum Jahresende und unserem diesjährigen Keiko Osame zu schreiben. Vielleicht, weil ich nicht weiß, wie ich das Erlebte in Worte fassen soll. Irgendwie war dieses Jahr fast alles wieder recht normal, aber irgendwie auch nicht. Ich versuchs daher trotzdem.

Nach zwei Jahren Pandemie hatten wir alle das Gefühl, dass es langsam wieder in Richtung einer irgendwie gearteten Normalität gehen könnte. Der 24.02.2022 hat uns jedoch gezeigt, dass auf nicht absehbare Zeit tatsächlich nichts mehr so sein wird, wie es vorher war. Die immer wiederkehrenden Krisen verändern aber nicht nur die Welt, in der wir leben, sondern auch die Menschen, was zu vielen Widersprüchen geführt hat, die man erst mal sortieren muss.
Man hat auf jeden Fall deutlich gespürt, dass die Pandemie ihrem Ende entgegenging und geht. Das Dojo war das ganze Jahr eigentlich gut gefüllt. Teilweise so, dass man immer einen Blick über die Schulter werfen musste. Aber das sollte man ja generell.
Masse ging meiner Erfahrung nach aber immer auch mit einer gewissen Beständigkeit einher. Doch die letzten Jahre scheinen die Menschen darin bestärkt zu haben, sich noch viel mehr auf sich selbst zu besinnen. Oder sagen wir, die Entwicklung dahin wurde beschleunigt.
Der wirklich sehr erfreuliche Zulauf an kampfkunstinteressierten Menschen ging aber auch mit einer hohen Fluktuation einher. Viele kamen und genauso viele gingen wieder. Aus sicherlich völlig nachvollziehbaren Gründen. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass die Gesichter in solch einer Geschwindigkeit ausgetauscht wurden wie in diesem Jahr. Etwas, dass sich auf nahezu alle Bereiche des Dojolebens auswirkt.

Ein Dojo ist vor allem eine Gemeinschaft. Nicht weil es nett ist, etwas mit anderen Menschen zu machen, das ist ein schöner Nebeneffekt. Sondern vor allem, weil Kampfkunst etwas ist, dass man nur gemeinsam ausüben kann. Für das Vorankommen auf dem Weg ist man nicht nur selbst verantwortlich, sondern ebenso davon abhängig, dass andere einen dabei unterstützen. Und das über eine längere Zeit.
Die dafür notwendige Stabilität in den Gruppenstrukturen scheint sich aber immer weiter aufzulösen und als Sensei steht man vor einer großen Herausforderung. Zum einen denen gerecht zu werden, die sich der Sache längerfristig verschreiben und hart dafür arbeiten, zum anderen aber auch die nicht zu übersehen, die nur einen kurzen Abschnitt des Weges mitgehen.
Eine spannende und zugleich auch extrem herausfordernde Aufgabe, die auch mit unangenehmen Nebeneffekten einhergeht, z. B. wenn zum zehnjährigen Dojojubiläum oder dem Jahresabschlusstraining nur wenige Leute auf der Matte stehen. Was jetzt nicht heißt, dass beides ein riesen Spaß war und der Schaden vor allem bei denen liegt, die nicht anwesend waren. Wobei ich an dieser Stelle betonen möchte, dass sicherlich jeder gute Gründe dafür hat, wo und wie er seine begrenzte Zeit investiert. Davon haben wir alle ja immer weniger und man sollte sie dafür nutzen, wofür man wirklich brennt.

Apropos Jahresabschlusstraining. Das Keiko Osame 2022 fand am Freitag, den 16.12.2022 statt und war vor allem deshalb eine besondere Freude, weil sich auch der eine oder andere Ehemalige im Dojo eingefunden hatte.
Thematisch widmeten wir uns einem kurzen Drill aus dem Matsumura-Ha. Der Schule des vielleicht prominentesten Kampfkunstexperten Okinawas. Matsumura Sōkon.

Matsumura Sōkon wurde in Yamagawa, Shuri im Königreich Ryūkyū (heute: Yamagawa, Shuri, Naha, Präfektur Okinawa) geboren. Sein erster Karatelehrer war Sakukawa Kanga, der ihn fünf Jahre lang – bis zu seinem Tod – unterrichtete. Bevor Matsumura selbst in Shuri starb, unterrichtete er Karateka, wie z. B. Ankō Asato, Ankō Itosu, Motobu Chōyū, Motobu Chōki, Kentsu Yabu, Nabe Matsumura, Chōtoku Kyan, Kiyuna Pechin, Ryosei Kuwae und Sakihara Pechin, die es später zu Bekanntheit gebracht haben.

Der Drill enthielt vor allem Elemente aus den beiden Kata Passai und Passai Sho. Destabilisierungstechniken und Hebel gehörten ebenso dazu wie die eine oder andere nette Würge- und Kontrolltechnik. Da blieb dem einen oder anderen tatsächlich mal die Luft weg.

Wir beendeten das Ganze wie immer mit Lebkuchen, Musik und viel Fachsimpelei, bevor uns der Sicherheitsdienst nett aus der Halle komplementierte. Der Abend war also ein voller Erfolg.

An dieser Stelle bleibt mir jetzt nur Danke zu sagen. Danke an alle, die auch in diesem Jahr wieder mit viel Schweiß und harter Arbeit dabei geholfen haben, das Dojo mit Leben zu füllen. Ohne euch gäbe es diesen verrückten Laden gar nicht und ich freue mich wahnsinnig darauf, mit euch das Jahr 2023 unsicher zu machen. Vielleicht auch endlich wieder auf dem einen oder anderen Seminar. Okinawa? Aber das ist eine andere Geschichte.

In diesem Sinne, vielen Dank!
本当にありがとうみんな!

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