Mehrere Personen sitzen nach dem letzten Karate Training des Jahres auf dem Bodem im Dojo.

Be the bridge! Das Ende einer Dekade

Be the Bridge!
Make the World better,
one Person at a time.

自ら架け橋となろう。
より良い世界を、ひとりひとりから。
mizukara kakehashi to narou.
yori yoi sekai wo, hitori hitori kara.

 

Dies war das Motto des Shorinji Kenpo World Taikai, welches im Jahr 2017 anlässlich dessen 70 jährigen Bestehens in San Francisco abgehalten wurde.

Heute stehen wir wenige Stunden vorm Ende des Jahres 2019 und sogar vor dem Ende einer ganzen Dekade. Während ich das vergangene Jahr Revue passieren ließ, um in Form dieses Beitrags ein Resümee zu ziehen, wurde mir klar, dass dieses drei Jahre alte Motto, auch heute seine Bedeutung in keinster Weise eingebüßt hat.

Das Jahr 2019 war geprägt von vielen Veränderung, aber vor allem auch vom Auf und Ab zwischenmenschlicher Beziehungen. Anfang des Jahres begannen wir mit dem Bau unseres neuen Dojos in der ehemaligen BGS-Sporthalle. Ein Projekt das viel Engagement von jedem Einzelnen, aber auch einen festen Zusammenhalt in der Gruppe erforderte. Natürlich gab es auch Menschen, die sich in besonderer Art und Weise hervortaten, wie etwa unser verstorbener Bauleiter Wolfgang Jenisch. Aber in der Retrospektive ist eines klar geworden. Nur gemeinsam sind wir in der Lage wirklich zu wachsen und voranzukommen.

Besonders deutlich wurde mir das, als wir im Verlauf dieses Jahres mit einigen Problemen im Hinblick auf die regelmäßige Trainingsteilnahme zu kämpfen hatten. Einige Einheiten wurden zunehmend schlecht besucht oder fielen über Wochen aufgrund kurzfristiger Absagen sogar gänzlich aus. Wie schwerwiegend so etwas sein kann, zeigte sich dann am Ende des zweiten Halbjahres, als nahezu alle Mitglieder der Fortgeschrittenengruppe, im Hinblick auf das Halbjahresthema, völlig unterschiedliche Wissensstände hatten und das Trainingsziel der Gruppe nicht mal halb erreicht werden konnte.

Als Lehrer stehe ich an solchen Punkten vor einer besonderen Herausforderung. Ich stellte mir oft die Frage ob ich nun der ganzen Gruppe, oder jedem Einzelnen verpflichtet bin. Eine wirkliche Antwort auf diese Frage, kann ich bis heute nicht geben, denn ich sehe mich als Lehrer lediglich in der Position den Schülern die Tür zu öffnen. Durchgehen muss aber jeder für sich selbst. Wohl wissend, dass Fortschritt aber nur in der Gemeinschaft möglich ist. Durch Respekt vor sich selbst, dem Partner und vor allem der Gruppe gegenüber. Durch die eigene innere Verpflichtung füreinander einzustehen und die Last gemeinsam zu schultern.

Während ich immer wieder versuche diese Denkweise theoretisch zu vermitteln, hatte ich mir für das diesjährige Keiko Osame, das traditionelle Jahresabschlusstraining, vorgenommen meine Schüler dies praktisch erleben zu lassen.

Mit zwei Sets aus den Motobu Kumite Drills ausgestattet, hatten die jeweiligen Partner die Aufgabe, eines davon intensiv zu erarbeiten. So dass es am Ende des Trainings vor der gesamten Gruppe im Enbu demonstriert werden konnte. Das Gruppenfeedback zeigte sehr deutlich, welch große Fortschritte selbst innerhalb kürzester Zeit gemacht werden können, wenn man am gemeinsamen Vorankommen interessiert ist.

Und das ist quasi dann auch das Resümee dieses Jahres, nein vielleicht sogar das der vergangen zehn Jahre, welche mit so vielen Hochs und Tiefs aufwarteten, dass ich diese gar nicht aufzählen kann. Anfang der Dekade gründeten wir mit einigen wenigen Enthusiasten unser Dojo. Doch zehn Jahre sind eine Lange Zeit und es ist eigentlich schon unvermeidlich das sich Wege in dieser Zeit auch wieder trennen. Das der Koryukan Fulda auch heute noch Bestand hat, ist der Tatsache geschuldet, dass es – entgegen des allgemeinen gesellschaftlichen Trends zum individualistisch geprägten Lebensstil – immer noch Menschen gibt, die den Wert der Gemeinschaft erkannt haben und diesen auch weiterhin leben.

Budo ist keine schön geteerte Autobahn, sondern ein steiniger Weg, mit vielen kräftezehrenden Steigungen. Aber es ist kein einspuriger Weg, sondern er ist so breit, dass wir ihn stets nebeneinander gehen können und sogar gehen müssen, um uns auf den schwierigen Streckenabschnitten gegenseitig zu stützen. Etwas was Doshin So, der Begründer des Shorinji Kenpo bereits vor 70 Jahren erkannte, als er sein System aus der Taufe hob.

Half for one’s own happiness, and half for the happiness of others.“

Und das gilt meiner Ansicht nach für alle Kampfkünste. Nein, eigentlich für das gesamte Leben. Nur gemeinsam ist dieser steinige Weg zu bewältigen. Und ich wünsche mir, dass wir ihn auch im Jahr 2020 weiterhin gemeinsam gehen können. Das wir den Wert der Gruppe auch weiterhin zu schätzen wissen und dadurch „gemeinsam“ wachsen.

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