Was im Alltag quasi eine Art morgendliches Ritual darstellt ist auch in den Kampfkünsten ein traditionelles Ereignis am Anfang eines jeden Jahres. Der Blick in den Spiegel gehört für viele von uns zur alltäglichen Routine. Das Gesicht reinigen, die Frisur zurecht rücken um anschließend erfrischt in den Alltag zu starten.
Kagami Biraki (鏡開き) ist eine traditionelle japanische Zeremonie, die sich wörtlich mit “Den Spiegel reinigen” oder „Ein Mochi (japanischer Reiskuchen) aufbrechen“ übersetzen lässt. In der Regel fällt diese auf den 11. Januar eines jeden neuen Jahres und wird in oft in Form des Brechens eines Mochi oder dem Öffnen eines Sake-Kruges auf einer Feier zelebriert.
Auch in den Kampfkünsten wurde diese Zeremonie übernommen und viele Kampfkunstschulen halten Kagami Biraki in Form des ersten Trainings eines neuen Jahres ab. Hier geht es sprichwörtlich darum, den Spiegel zu reinigen. Das alte Jahr wird reflektiert, Erlerntes aufgearbeitet und Platz für die Aufgaben des neuen Jahres geschaffen. Meist handelt es sich hierbei dann um ein ganztägiges Ereignis, das im Anschluss oft mit einem gemeinsamen Essen oder einem Mondo (Gespräch mit dem Lehrer) beendet wird. Auch wenn das Datum für ein Kagami Biraki auf den 11. Januar fällt, hat sich gerade in den Kampfkünsten etabliert, ein Datum zu wählen an dem die meisten Mitglieder sich die Teilnahme einrichten können.
Das Kagami Biraki des Koryukan Fulda viel in diesem Jahr auf Freitag den 15. Januar. Genau vier Stunden sollte der Spaß dauern und war gespickt von sowohl konditionellen als auch geistigen Herausforderungen. So begingen wir das diesjährige Kagami Biraki mit der Frage “Was ist eigentlich Karate?”. Nach einem kurzen Input zur Geschichte des Karate starteten wir auch gleich mit einem konditionell sehr anspruchsvollen Aufwärmen und dem Üben verschiedener Kihon-Waza (Grundtechniken). In der nächsten Etappe ging es an die Schlagpolster. Gedan-Mawashi-Geri, bzw. der klassiche Low-Kick in seinen verschiedensten Ausführungsvarianten ließ auch den letzten sprichtwörtlich aus dem letzten Loch pfeiffen, leicht lädierte Oberschenkel trotz Schlagpolster inklusive. Wieder kurzer Break, Theorie und weiter gings mit einem kurzen Flow-Drill aus der Kata Matsumura-Passai bevor wir uns am Ende mit dem ersten der 12 Motobu-Kumite beschäftigten.
Am Ende sollte auch der Geist noch etwas genährt werden, weshalb wir das Training mit einer kurzen Einführung in den Zen-Buddhismus und die Praxis des Zazen sowie einer anschließenden zehnminütigen Meditation beendeten.
Ach ja, die Frage “Was ist Karate eigentlich?” konnten wir für uns natürlich auch klären. Karate ist: “Durchhalten”, “Gelassenheit”, “Sich immer wieder verbessern” und “Wachsamkeit”. Was das heißt? Finde es heraus und komm zum Probetraining! ?